Frankfurt
Die Kleiststadt mit Hansetradition schlägt eine Brücke zu Osteuropa.
Der Streifzug durch die Kleist-Stadt an der Grenze zu Polen beginnt unweit der Oder am Rathaus. Es ist eines der grössten erhaltenen mittelalterlichen Rathäuser Deutschlands und wurde ab 1253 im Stil der Backsteingotik errichtet. Aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. stammt der grossartige Prunkgiebel. Direkt am Fluss liegt das Museum Viadrina im Junkerhaus, einst Wohnhaus adliger Studenten mit prachtvollen barocken Stuckdecken in den Räumen. Hier wird die Geschichte der Stadt dargestellt. Zur Anlage gehört auch der Packhof, in dem das Museum Junge Kunst untergebracht ist. Es bietet mit seinen über 11.000 Objekten die qualitätvollste Sammlung von Kunst aus dem Osten Deutschlands seit 1945. Wechselnde Ausstellungen des Museums finden auch in der Halle des Rathauses statt.
Der weitere Weg führt am Ufer der Oder entlang bis zur Stadtbrücke. Hier befindet sich der wichtigste Grenzübergang nach Polen in die Schwesterstadt Slubice. An der Friedenskirche vorbei kommt man zu der 1301 geweihten ehem. Klosterkirche, in der sich die Konzerthalle befindet. Das Gebäude im Stil der Backsteingotik ist nach dem Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) benannt, dem >Berliner< bzw. >Hamburger Bach<, Sohn von Johann Sebastian Bach. Im Haus ist auch eine ständige Ausstellung über Leben und Werk des Namenspaten sowie eine Sammlung historischer Musikinstrumente zu sehen. In unmittelbarer Nachbarschaft sind Stadtarchiv und Musikkabinett im Collegienhaus 4 beheimatet, das ab dem Kaiserreich bis zu DDR-Zeiten ein Gefängnis war. In der Musikschule nebenan ist die Dokumentationsstelle >Opfer politischer Gewalt< untergebracht. Wenige Meter westlich liegt der Lennépark, Zweitältester Bürgerpark Deutschlands und einer der ältesten in Europa. Er wurde bis 1845 nach Plänen von Peter Joseph Lenné auf den Wallanlagen der mittelalterlichen Stadtbefestigung angelegt. Im Park stösst man auf prächtige Solitärbäume. Den Westrand der Anlage markiert der spätklassizistische Strassenzug >Halbe Stadt<, anschliessend trifft man in der Strasse >Am Kleistpark< auf eine geschlossene Front von Jugendstilhäusern. Ein besonders schönes Beispiel ist das Jugendstilhaus in der Rudolf-Breitscheid-Strasse.
Im nahe gelegenen Kleist-Forum werden nicht nur Bühnenklassiker wie >Hamlet< aufgeführt, hier finden auch Musicals, Lesungen und Kabarettveranstaltungen statt. Am Beginn der Karl-Marx-Strasse ist mit dem Oderturm und den Lenné-Passagen ein hochmodernes und attraktives Einkaufszentrum entstanden. Durch die Schmalzgasse am Rathaus vorbei geht es zu St. Marien, der grössten Hallenkirche der norddeutschen Backsteingotik in Deutschland (1253-1524 erbaut). Der im April 1945 zerstörte Bau wurde seit 1979 restauriert, 1998 war das Dach über Chor und Langhaus fertig gestellt. Die unermesslich wertvollen Kirchenfenster wurden 2002 bzw. 2006 aus St. Petersburg rücküberführt und restauriert. Seit Mitte 2007 nehmen sie nun wieder ihre angestammten Plätze in der Kirche ein. Am Ufer der Alten Oder liegt das 1777 im Auftrag des damaligen Stadtkommandanten Prinz Leopold von Braunschweig (Neffe Friedrichs des Grossen) als Garnison-Schule errichtete Kleist-Museum, das dem grossen Dichter Heinrich von Kleist (1777-1811) und bekanntesten Sohn der Stadt gewidmet ist. Gegenüber befindet sich die Friedensglocke, die an den 1951 hier geschlossenen Vertrag zwischen Polen und der DDR über die Oder-Neisse- Grenze erinnert. Über die Uferstrasse führt der Weg zur Europa-Universität, die Viadrina, die seit 1991 die Tradition der 1506 gegründeten Universität fortführt. Ihr Hauptgebäude wurde 1898-1903 erbaut und war einst Amtssitz des preussischen Regierungsbezirks Frankfurt. Durch die Fischerstrasse, in der noch 1940 rund 40 Fischermeister lebten, geht es nun zur Kirche St. Gertrau. Hier sind die Kunstschätze von St. Marien zu sehen: der Marienaltar von 1489, ein siebenflammiger, fast 5 m hoher Leuchter und das sehenswerte bronzene Taufbecken, beide um 1375 entstanden. Im angrenzenden Park steht ein Denkmal für den in Frankfurt/Oder geborenen Dichter Kleist. In der nahen Lindenstrasse trifft man wiederum auf schöne Bürgerhäuser, eines von ihnen ausgestattet mit einem sehenswerten Belvedere-Türmchen.
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