Wiesbaden

Ruhig, gediegen und herrschaftlich mutet Hessens Landeshauptstadt an.

Stimmungsvoller Ausgangspunkt für eine Besichtigung der hessischen Landeshauptstadt ist der idyllische Kurpark im Zentrum der Stadt. 1852 als englischer Garten angelegt, grenzt der Park im Westen an das neoklassizistische Kurhaus (1905-07), dessen Pracht eindrucksvoll Zeugnis von der Bedeutung Wiesbadens als kaiserliche Kurstadt ablegt. Im ehem. Weinsaal des Kurhauses ist eine Spielbank untergebracht. Zu den illustren Gästen, die sich in Wiesbaden spielend vergnügten, gehörten u.a. Richard Wagner und Fjodor M. Dostojewski. In unmittelbarer Nähe öffnete das Hessische Staatstheater 1894 zum ersten Mal seine Pforten. Mit dem üppigen neobarocken Theatersaal und dem Rokoko-Foyer zählt es, wie Kenner meinen, zu den schönsten Theatern Deutschlands. Gleich gegenüber erstreckt sich die Kurhauskolonnade, die zusammen mit dem Kurhaus eine sorgfältig gepflegte Rasenfläche begrenzt. Ihren Namen Bowling Green (2006 neu gestaltet) verdankt diese Grünanlage dem Kugelspiel >Bowls<, mit dem sich früher manche englischen Kurgäste ihre Zeit vertrieben. Nach Überquerung des Kaiser-Friedrich-Platzes gelangt man zum Kochbrunnen, dessen natriumchloridhaltiges Wasser 66 °C erreicht. Die erste Überlieferung bezüglich der Therme stammt aus dem Jahr 1366, damals wurde die Sammelstelle von 15 Quellen als >Brühborn< bezeichnet. Ein weiteres Aushängeschild der Wiesbadener Badekultur ist die Kaiser-Friedrich-Therme, die 1913 erbaut und nach gründlicher Renovierung 1999 wieder eröffnet wurde. Von der frühen Besiedlung Wiesbadens zeugen das schräg gegenüber liegende Römertor sowie die nur noch in Resten erhaltene Heidenmauer. Diese war Teil einer römischen Befestigungsanlage (364-375) und ist Wiesbadens ältestes Bauwerk aus der Römerzeit. Kopien von Steintafeln können im Römischen Freilichtmuseum bewundert werden. Weiter durch die Altstadt führt der Weg schliesslich zum 1840 erbauten Stadtschloss, dem heutigen Sitz des Hessischen Landtags. Den strahlenden Mittelpunkt der Altstadt bildet der Schlossplatz. 1753 schuf Johannes Barger den Marktbrunnen, der 14 Jahre später seinen heutigen Standort erhielt. Die Südostseite des Platzes nimmt das Neue Rathaus (1884-87) ein. Die ursprünglich im Neo-Renaissance-Stil errichtete Fassade wurde im Zweiten Weltkrieg Opfer der Bomben. Seit dem Wiederaufbau 1951 verfügt das Rathaus über eine schlichte Vorderseite. Wenige Schritte entfernt erhebt sich die evangelische Marktkirche (1852-62). Der 92 m hohe Westturm des roten Ziegelbaus ist das höchste Gebäude der Stadt. Vor der Kirche erinnert das Denkmal auf der Marktsäule an Wilhelm I. von Oranien (1533-1584), Graf von Nassau und Prinz von Oranien. Auf dem Dern’schen Gelände lädt die gleichnamige, 1999 im Stil der Pariser Markthallen sanierte, unterirdische Ladenstrasse zum Einkäufen ein. Hinter dem Erbprinzenpalais rückt sogleich die Villa Clementine ins Blickfeld. Das 1882 im römisch-pompejanischen Stil für einen Fabrikanten und dessen Gattin Clementine erbaute Anwesen war Schauplatz der Verfilmung des Thomas-Mann-Klassikers >Buddenbrooks<. Östlich davon lohnt ein Abstecher zu einem weiteren Fabrikantendomizil: In der Villa Söhnlein wohnte die Familie der gleichnamigen Sektkellerei. Für britische Kurgäste wurde 1865 die Kirche St. Augustine of Canterbury im Stil der englischen Gotik errichtet. Weiter in südlicher Richtung zeigt das Museum Wiesbaden eine Sammlung zeitgenössischer Kunst sowie Exponate zur Natur- und Kulturgeschichte. Gleich daneben ruft das Goethe-Denkmal den Aufenthalt des Dichterfürsten in der Kurstadt ins Gedächtnis. Vorbei an den Rhein-Main-Hallen und den Herbert-Anlagen geht es über die Adolfsallee zum Luisenplatz, der seinen Namen der ersten Ehefrau Herzog Wilhelms von Nassau verdankt. Beherrscht wird der Platz von dem mächtigen Waterloo-Obelisk (1865). Er erinnert an die in den Napoleonischen Kriegen gefallenen Nassauer. Nördlich des Platzes strebt die St. Bonifatiuskirche empor. Die Tour endet am 1984 gegründeten Frauenmuseum.

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