Chemnitz
Eine große Industrietradition, ergänzt um bedeutende Kulturzeugnisse.
Der Spaziergang durch die Industriestadt im Vorland des Erzgebirges beginnt am Rosenhof. Der ehem. Pferde- und Holzmarkt wurde nach schweren Kriegsschäden in den 1960er-Jahren mit Wohnhäusern in Plattenbauweise bebaut und zur Fußgängerzone mit überdachten Ladenzeilen umgestaltet. Anlässlich der Sanierung 1997/98 wurden tausende Rosenstöcke aus Coventry, Lidice, Oradour und St. Petersburg als Geschenk übergeben – daher der heutige Name. In der Bretgasse steht die Alte Hauptpost, die 1859 als >Neue Hauptpost< eingeweiht und 1909/10 durch einen Anbau (Historismus und Jugendstil) ergänzt wurde, der als einziger Gebäudeteil den Zweiten Weltkrieg überstand.
Auf der anderen Seite der Bahnhofstraße, im Lichthof des Tietz (Moritzstraße 20), hat der >Versteinerte Wald< eine neue Heimat gefunden. Das bedeutende Dokument der Erdgeschichte, das vor 250 Mio. Jahren durch Verkieselung entstand, ist Teil des hier untergebrachten Museums der Naturkunde. Am Markt Nr. 20 erhebt sich das Siegertsche Haus, ein viergeschossiges Bürgerhaus mit Barockfront aus dem 18. Jh., das nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1953/54 mit ursprünglicher Fassade wieder aufgebaut wurde. Wenige Schritte weiter liegt das Rathaus, das aus einem Alt- (1496-98) und einem Neubau (1907-11) besteht. Zum >Alten Rathaus< gehört der Hohe Turm mit einem sehenswerten Renaissanceportal, das Halbfiguren von Judith und Lukretia schmücken. Der Neue Turm stammt von 1978, seine Front zeigt einen Roland und das Stadtwappen, von der Höhe tönen die 48 Glocken eines Carillon. Das Interieur des >Neuen Rathauses< glänzt im Jugendstil, den Sitzungssaal ziert das Wandgemälde >Arbeit – Wohlstand – Schönheit< (Max Klinger, 1918). In der Inneren Klosterstraße wurde die Jakobikirche im 14. Jh. als dreischiffige gotische Hallenkirche anstelle eines romanischen Baus errichtet. Der Flügelaltar stammt aus dem 16. Jh. Die Markthall ist ein Stahlskelettbau mit Verzierungen in den Stilen Neoromanik, -renaissance und -barock. Sie galt bei ihrer Einweihung 1891 als einer der gelungensten Bauten dieser Art in Europa. Der Rote Turm,. das älteste Wahrzeichen von Chemnitz, wurde im 12. Jh. als befestigter Wohnturm erbaut und später in die Stadtbefestigung Integriert. Der Turm diente zeitweise als Gericht und bis ins 19. Jh. hinein als Gefängnis. Von der Post bis zum Roten Turm kann man eentlanng eines dunklen Steinstreifens im Pflaster den früheren Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer verfolgen. Auch das Ehem. Kaufhaus Schocken von 1929/30 ist ein Stahlbetonskelettbau.
Hier soll im Jahr 2010 das Haus der Archäologie einziehen. Gegenüber der Stadthalle sieht man das Karl-Marx-Monument (1971, Lew Kerbel); immerhin hieß zu DDR-Zeiten Chemnitz offiziell >Karl-Marx-Stadt<. Am nahen Theaterplatz sind im Gebäude des sanierten König-Albert-Museums die Kunstsammlungen Chemnitz untergebracht. Unter ihren rund 60.000 Gemälden, Plastiken, Grafiken, Textilkunstwerken und Kunstgewerbe-Objekten befindet sich auch die mit rund 300 Werken weltweit zweitgrößte Sammlung des in Chemnitz geborenen Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), eines Mitbegründers der expressionistischen Künstlergruppe >Brücke<. Im Opernhaus, 1906-09 im Neobarock erbaut, war Richard Tauber 1912-30 Intendant. Die Petrikirche gegenüber wurde 1885-88 im Stil der deutschen Frühgotik in Backstein errichtet. Durch die Georgstraße kommt man zum Schlossteich und zur dahinter liegenden Schlosskirche. Die dreischiffige spätgotische Hallenkirche (1499-1526) wurde mehrfach umgebaut. Bei der Sanierung in den 1990er-Jahren entdeckte man eine romanische Kapelle mit schönem spätgotischen Astwerkportal. Ebenfalls sehenswert sind die Geißelsäule (um 1515), der Katharinenaltar (1499) und fünf Gemälde aus der Werkstatt von Lukas Cranach d. Ä. (um 1515). Nebenan erhob sich einst das 1136 gegründete Benediktinerkloster, das als Keimzelle der Stadt gilt. Es wurde nach der Säkularisierung zu einem Renaisanceschloss umgebaut und beheimatet heute das stadt- und kunstgeschichtliche Schlossbergmuseum. Original erhalten sind der umlaufende Kreuzgang mit Kapitelsaal, Parlatorium und Refektorium des ehem. Klosters im Erdgeschoss sowie zwei Renaissance-Säle im Obergeschoss. Die nahen Schlossteichanlaqen entstanden 1493 unter Abt Heinrich von Schleinitz als klösterliche Fischteiche. 1860 gestaltete die Stadt das Areal zu einem Park mit Insel und Gärten um.
Stadt Chemnitz, Sachsen – Einwohner: 259.000, Attraktionen: www.chemnitz.de, Kultur, Tourismus (Gastgeber, Sehenswürdigkeiten usw.), Leben in Chemnitz, Wirtschaft & Wissenschaft, Politik & Veranstaltungen. Stadtporträt, Museen & Gedenkstätten, Ausstellungen & Galerien, Musik & Film, Literatur, Theater, Bibliotheken & Archive, Kulturorte, Übernachten, Tourist-Service, Stadtführungen, Reiseführer und Reiseangebote.