Rothenburg ob der Tauber
Eine intakte historische Stadtanlage – wenige Orte bieten sie so markant.
Bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus gilt Rothenburg als Inbegriff einer mittelalterlichen Stadt. Kein Wunder, denn in ihrem Kern blieb die ehem. Reichsstadt im Schatten der Roten Burg seit dem Dreissigjährigen Krieg (1618-48) unverändert. Einen ersten Überblick über Rothenburg und das Umland verschafft man sich am besten vom 60 m hohen Turm des Rathauses Der ältere Teil des mächtigen, aus zwei Teilen bestehenden Gebäudes wurde 1250-1400 in gotischem Stil erbaut. 1572-78 entstand der vordere Teil im Renaissancestil, 1681 kamen die Arkaden am Marktplatz hinzu. Die Gebäudeteile trennt ein Lichthof mit einem beeindruckenden Portal. Die nahe Ratstrinkstube von 1446 zeigt an ihrer Fassade neben der Kunstuhr aus dem Jahr 1683 eine Darstellung (1910) des so genannten Meistertrunks: 1631 trank Altbürgermeister Georg Nusch auf Befehl des bayerischen Feldherrn Tilly sage und schreibe drei Liter Wein in einem Zug und bewahrte damit die Stadt vor der drohenden Zerstörung.
Die protestantische Hauptkirche Rothenburgs ist St. Jakob, deren Bau 1311 begonnen und 1471 beendet wurde. Sie beherbergt neben dem Hochaltar von Friedrich Herlin (1466) den Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider und sehenswerte Glasfenster im Chor. Das Reichsstadt-Museum ist in den z. T. noch mittelalterlichen Räumen des ehem. Dominikanerinnenklosters (13. Jh.) untergebracht. Neben einer Kunstsammlung enthält es Waffen, Hausrat. Handwerks- und Ackerbaugerät. Die beiden Wachhäuschen neben dem Burgtor von 1350 stammen vom Ende des 16. Jh.
Älteste Kirche der Stadt ist die frühgotische protestantische Franziskanerkirche, deren Bau 1285 begonnen wurde Sehenswert sind hier die mittelalterliche Kanzel, Altäre, Fresken und Grabmäler. Wer sich auch ausserhalb der Adventszeit auf das Christfest freut, ist im Weihnachtsmuseum gut aufgehoben, in dem neben Weihnachtsschmuck aus verschiedenen Epochen eine einzigartige Sammlung historischer Nussknacker gezeigt wird. Seit 1446 besteht der Georgsbrunnen, der 1608 im Stil der Renaissance neu errichtet wurde. Das nahe gelegene Puppen- und Spielzeugmuseum in einem Haus aus dem Jahr 1478 entführt den Besucher in die Welt von 200 Jahren Spielwarengeschichte. Hinter dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum an der Stadtmauer verbirgt sich ein Rechtskundemuseum, in dem u.a. kostbare Schriftstücke und Urkunden sowie Instrumente zur Folter und für den Strafvollzug zu sehen sind. Es befindet sich im Gebäude der früheren Johanniterkomturei von 1395 (ein Umbau erfolgte 1718). Unmittelbar daneben steht die 1390-1410 erbaute katholische St.-Johannis-Kirche, an deren Ostflanke ein Tor der ersten Stadtmauer stand, während sich im Westen das Johanniskloster anschloss. Folgt man der Unteren Schmiedgasse nach Süden, gelangt man zum Plönlein. Diesen kleinen Platz bilden zwei sich gabelnde Strassen vor dem Siebersturm, entstanden In der Zeit um 1385. Das Plönlein bietet eines der malerischsten mittelalterlichen Stadtbilder. Seinen Namen verdankt es seiner Form, einer dreieckigen Ebene, denn das lateinische >planum< heisst auf Deutsch >Ebene<.Der Brunnen in der Mitte des Platzes gibt sein Wasser weiter an die so genannten >Fischkästen<, in denen die Tauberfischer ihren frischen Fang an den Markttagen aufbewahrten.
Zurück am Alten Stadtgraben Hegt das Alt-Rothenburger Handwerkerhaus, heute fränkisches Heimatmuseum mit zahlreichen Exponaten aus der Region. Der Markusturm und der Röderbogen wurden im Zuge des Baus der ersten Stadtmauer im 12./13. Jh. errichtet. Neben dem Markusturm befindet sich das >Büttelhaus< – einst Gefängnis – in dem nun das Stadtarchiv residiert. Am Übergang der Georgengasse zur Galgengasse grüsst als ältester Teil der Stadtbefestigung der Weisse Turm. Wer den Marsch von knapp 20 Min. nicht scheut, kann danach an der Schranne vorbei zur Klingenbastei gehen und die spätgotische St.-Wolfgangs-Kirche besichtigen.
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